2.
März 2004
Die strategische Achillesferse
der USA?
Der
Irak und das Problem der schrumpfenden Ölfördermenge
von
F. William Engdahl, Deutschland/USA*
Der
grösste Teil der Welt ist heute davon überzeugt, daß George W. Bush den Krieg
gegen den Irak und Saddam Hussein weder wegen der Massenvernichtungswaffen noch
wegen der Terrorismusgefahr geführt hat. Es ist jedoch immer noch ein Rätsel,
warum Washington die Beziehungen zu seinen Verbündeten und der ganzen Welt aufs
Spiel gesetzt hat, um den Irak zu besetzen. Es gibt überzeugende Indizien
dafür, daß das Öl und die Geopolitik der Kern der immer noch kaschierten Gründe
für den Krieg im Zweistromland sind.
Es
wird zunehmend klarer, daß es bei der US-Besetzung des Irak um die weltweite
Kontrolle der Ölreserven geht. Kontrolle in einer Situation - und dies gilt es
ins Auge zu faßen -, in der die Weltölreserven sehr viel geringer sind, als die
Welt annimmt. Wenn das Folgende wahr ist, ist der Irak-Krieg nur die erste
Schlacht in einem großen Krieg um die weltweiten Energiereserven. Dieser Kampf
wird schlimmer sein als alle bisherigen Kriege ums Öl. Es steht alles auf dem
Spiel. Im Irak-Krieg geht es um die Entscheidung, wer wieviel Öl zu welchem
Preis bekommt und wer leer ausgeht. Nie in der Geschichte war die
Weltwirtschaft im Würgegriff einer einzigen Macht. Nach der Besetzung des Irak
scheint es so zu sein.
Führenden
unabhängigen Geologen zufolge ist das Zeitalter von billigem, reichlich zur
Verfügung stehendem Öl, welches das Weltwirtschaftswachstum für mehr als drei
Jahrzehnte ermöglicht hat, wahrscheinlich vorbei. Zumindest haben die bekannten
großen Ölfördergebiete ihre Spitzenkapazität überschritten. Trotz teurer
technischer Maßnahmen wird die Förderleistung rapide sinken. Wenn diese
Einschätzung richtig ist, werden die wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen
drastisch sein. Diese Realität wird in der allgemeinen Diskussion von den
Ölmultis und wichtigen Regierungsstellen verschwiegen, vor allem die
US-Regierung versucht dies zu verbergen. Die Ölfirmen verschweigen die Wahrheit
über die abnehmenden Ölreserven, um die neuen Ölfelder so billig wie möglich
kaufen zu können. Die US-Regierung dagegen hat ein strategisches Interesse
daran, der Weltöffentlichkeit zu verschweigen, wie kritisch es um die
Ölreserven steht.
Auf
Grund kompetenter Schätzungen international angesehener Geologen,
beispielsweise des French Petroleum Institute, der Colorado School of Mines,
der Uppsala University und von Petroconsultants in Genf, werden wir die
Auswirkungen der rückläufigen Ölreserven bis zum Ende dieses Jahrzehnts oder
sogar früher drastisch zu spüren bekommen. Dann wird die Weltwirtschaft am
Abgrund stehen, und der Anstieg des Ölpreises in den 70er Jahren wird im
Vergleich dazu lächerlich erscheinen. Mit anderen Worten, innerhalb der nächsten
sieben bis zehn Jahre wird der wichtigste Brennstoff der Weltwirtschaft knapp.
Die schrumpfende Höchstfördermenge (Peak Oil)
Entscheidend
für die Ölproduktion ist nicht, wieviel unter der Erde liegt. Diese Zahlen
sehen gar nicht so schlecht aus. Das Problem entsteht, wenn große Ölfelder,
beispielsweise Prudhoe Bay in Alaska oder Felder in der Nordsee, den Höhepunkt
ihrer förderbaren Kapazität überschreiten. Der Produktionsverlauf eines
Ölfeldes gleicht der Form einer Glocke. Der Höhepunkt ist erreicht, wenn 50%
der Ölreserven gefördert wurden. Zu diesem Zeitpunkt scheinen die Reserven noch
üppig zu sein. Aber es ist nicht so rosig, wie es scheint. Die Fördermenge kann
auf diesem Niveau wohl einige Zeit gehalten werden, bevor sie abnimmt. Ist der
Höhepunkt überschritten, verläuft der Rückgang rapide: Es gibt immer noch genug
Öl, aber es wird immer schwieriger, es zu fördern. Je aufwendiger es wird, den
Förderdruck aufrechtzuerhalten, um so teurer wird das Öl, bis es ab einem
gewissen Punkt unwirtschaftlich wird, das Öl zu fördern. Da die meisten
Ölgesellschaften und Behörden, wie das US-Energieministerium, nicht von der
wichtigen Variablen Höchstfördermenge sprechen, sondern irreführend nur von den
Gesamtreserven, wiegt sich die Welt in einem falschen Gefühl von Sicherheit
bezüglich der Energieversorgung. Die Wahrheit ist, daß sie alles andere als
sicher ist.
Fallbeispiele
Einige
Beispiele sollen dies belegen: 1991 fand man in Cruz Beana in Kolumbien das größte
Vorkommen in der westlichen Hemisphäre seit 1970. Aber die Fördermenge fiel von
500 000 Barrel pro Tag auf 200 000 Barrel pro Tag im Jahr 2002. Mitte der 80er
Jahre wurden im Forty Field in der Nordsee 500 000 Barrel pro Tag gefördert -
heute sind es nur noch 50 000. Eines der größten Ölvorkommen der letzten 40
Jahre, Prudhoe Bay, brachte fast 12 Jahre lang 1,5 Millionen Barrel pro Tag.
Die Höchstfördermenge wurde 1989 erreicht, heute sind es nur noch 350 000
Barrel täglich. Das riesige russische Samotlor-Feld brachte eine
Höchstfördermenge von 3,5 Millionen Barrel pro Tag. Heute liegt sie bei 350
000. In jedem dieser Ölfelder wurde die Förderung dadurch aufrechterhalten, daß
man Gas oder Wasser von oben in die ölhaltige Schicht pumpte, damit der Förderdruck
im Ölfeld aufrechterhalten werden kann. Das größte Ölfeld der Welt, Ghawar in
Saudi-Arabien, liefert fast 60% des saudiarabischen Öls, ungefähr 4,5 Millionen
Barrel täglich. Vor Jahren sprudelte das Öl von allein aus dem Boden. Um diese
Menge heute zu erzielen, müssen die Saudis nach Angaben von Geologen 7
Millionen Barrel Salzwasser pro Tag hineinpumpen, ein alarmierendes Signal für
den bevorstehenden Zusammenbruch der Förderung des größten Ölreiches der Welt.
Die wachsende Problematik der Höchstfördermenge ist unter den Ölexperten seit
etwa acht Jahren bekannt. Das führende Ölberatungsunternehmen, Petroconsultants
in Genf, veröffentlichte 1995 eine Untersuchung mit dem Titel „Weltweite
Ölversorgung“ (The World Oil Supply). Der für die Ölindustrie geschriebene
Bericht kostete 35 000 Dollar. Sein Autor ist der Ölgeologe Dr. Colin Campbell.
Dieser sagte 1999 vor dem britischen Unterhaus: „Die Entdeckung von neuen
Ölreserven erreichte in den 60er Jahren den Höhepunkt. Heute finden wir für
vier verbrauchte Barrel ein neues ...“
Keine
neuen Entdeckungen riesiger Ölfelder
Nachdem
die Opec in den 70er Jahren die Ölpreise nach oben trieb, wurden
Nicht-Opec-Ölfelder, zum Beispiel in der Nordsee, in Alaska, in Venezuela und
anderen Orten, profitabel. Die Ölförderung stieg markant an. Als Folge des
höheren Ölpreises steigerten viele Industrienationen wie Frankreich,
Deutschland, die USA und Japan drastisch die Energiegewinnung aus
Atomkraftwerken. Dies schuf den Eindruck, das Ölproblem sei beseitigt. Das ist
es aber bei weitem nicht.
Wenn
tatsächlich viele der heutigen großen Ölfelder den Höhepunkt der Fördermenge
überschritten haben und diese daher drastisch fällt, wenn gleichzeitig aber der
weltweite Energiebedarf durch die sich entwickelnden Länder wie China, Indien,
Afrika weiterhin wächst und wenn nicht genug Öl gefunden wird, um den Bedarf zu
decken, dann ist für die Weltwirtschaft eine Krise großen, sehr großen
Ausmasses absehbar. Dies würde auch den Wechsel der amerikanischen
Aussenpolitik in Richtung einer weltweiten harschen neoimperialistischen
Militärpräsenz erklären, vom Kosovo nach Afghanistan, von Westafrika nach
Bagdad und darüber hinaus. Zu ergänzen ist, daß verschiedene Personen der
jetzigen und der letzten US-Regierung mit der Ölfrage sehr vertraut sind und
die Energie ein „Nationales Interesse der USA“ darstellt. Es ist
offensichtlich, daß die einfachste und ökonomischste Lösung darin besteht, ein
neues, extrem großes Ölfeld zu entdecken, dessen enormes Ölvolumen gefördert
und zu geringen Kosten auf den Weltmarkt gebracht werden kann. Dies aber ist
nicht der Fall. Dem kürzlich veröffentlichten Bericht über „Die weltgrößten
Ölfelder“ zufolge, erstellt von der Colorado School of Mines, „liefern die 120
größten Ölfelder der Welt an die 33 Millionen Barrel täglich, dies sind fast
50% des weltweiten enormen Ölbedarfs. Die 14 größten liefern über 20%, ihr
Durchschnittsalter liegt bei 43,5 Jahren“.[1]
Diese
Studie folgert, daß „die meisten der riesigen Ölfelder bereits vor Jahrzehnten
entdeckt wurden“. Obwohl in den letzten 20 Jahren Hunderte von Milliarden
Dollar von den großen Ölkonzernen ausgegeben wurden, sind die Ergebnisse
erschreckend enttäuschend. Die größten Ölkonzerne der Welt - ExxonMobil, Shell,
ChevronTexaco, BP, ElfTotal und andere - haben Hunderte von Milliarden Dollar
dafür investiert, genug Öl zu finden, um den bestehenden Ölbedarf zu decken.
Zwischen 1996 und 1999 gaben 145 Gesellschaften 410 Milliarden Dollar nur dafür
aus, genug Öl zu finden, damit die tägliche Fördermenge bei 30 Millionen Barrel
stabil gehalten werden konnte. Von 1999 bis 2002 gaben die fünf größten
Gesellschaften weitere 150 Milliarden Dollar aus, und ihre Produktion wuchs von
16 Millionen Barrel täglich nur auf 16,6 Millionen Barrel, eine geringe
Steigerung. Als die Sowjetunion in den frühen 90er Jahren auseinanderbrach,
setzten die westlichen Ölgesellschaften sehr große Hoffnungen in die Ölreserven
im Kaspischen Meer in Zentralasien. Enttäuschung im Kaspischen Meer
Im
Dezember 2002, direkt nach der Einnahme von Afghanistan durch die
amerikanischen Truppen, veröffentlichte BP enttäuschende Ergebnisse von
Probebohrungen im Kaspischen Meer, die den Schluß nahelegen, daß der dortige
„Ölfund des Jahrhunderts“ nur wenig mehr als ein Tropfen im Meer ist. Anstatt
der vorhergesagten Ölmenge von über 200 Milliarden Barrel - ein neues
Saudi-Arabien ausserhalb des Nahen Ostens - verkündete das amerikanische
Aussenministerium, daß „das kaspische Öl nur 4% der weltweiten Ölreserven
darstellt. Es wird niemals den Weltmarkt dominieren“. PetroStrategies
veröffentlichte eine Studie mit der Einschätzung, daß das Kaspische Meer
lediglich 39 Milliarden Barrel enthält und dazu noch von schlechter Qualität.
Kurz nachdem dies bekannt wurde, haben BP und andere westliche Ölgesellschaften
begonnen, ihre Investitionspläne für diese Region zu reduzieren. Westafrika
gerät ins Blickfeld
Die
Region, in der am intensivsten nach neuen Ölvorkommen gesucht wird, liegt im
offenen Meer vor Westafrika, in der Küstenregion von Nigeria bis Angola.
Präsident Bush machte dieses Jahr einen strategisch wichtigen Besuch in dieser
Region. Das amerikanische Verteidigungsministerium unterzeichnete mit zwei
kleinen strategisch wichtigen Inseln, Principe und San Tome, Abkommen über
Militärbasen, um militärisch präsent sein zu können, falls irgendetwas den
Ölfluß über den Atlantik gefährden sollte. Obwohl die vorhandene Ölmenge groß
ist, ist das westafrikanische Öl kein neues Saudi-Arabien. Der Geologe Campbell
schätzt, daß von den Tiefsee-Ölfeldern vor Angola, Nigeria und Brasilien
zusammen etwa 85 Milliarden Barrel gefördert werden könnten, was den weltweiten
Bedarf für drei bis vier Jahre decken würde.
Explosive
Zunahme des Ölbedarfs
Während
also viele der größten Ölfelder heute eine deutlich rückläufige Fördermenge
aufweisen, steigt im Gegensatz dazu die weltweite Nachfrage nach Öl gnadenlos,
verursacht durch die wachsenden Marktwirtschaften von China, Indien und Asien.
Sogar bei den heutigen schwachen Wachstumsraten des Bruttoinlandprodukts
schätzen Wirtschaftsexperten, daß die weltweite Nachfrage nach Öl zu den
derzeitigen Marktpreisen um 2% pro Jahr steigen wird. Vor zehn Jahren stellte
China noch keine Einflußgröße beim Weltimport von Öl dar. Es förderte den
Großteil seines begrenzten Bedarfs selbst vor Ort. Seit Anfang 1993 begann es
jedoch mit dem Ölimport, um seinen wirtschaftlichen Bedarf zu decken. Gegen
Ende 2003 hat China nun Japan überholt und ist aktuell das zweitgrößte
Ölimportland hinter den USA geworden. Heute verbraucht China 20% der gesamten
Energie der OECD-Wirtschaftsstaaten. Seine Öleinfuhr steigt mittlerweile um 9%
jährlich, und man sagt voraus, daß sie im kommenden Jahrzehnt markant steigen
wird, weil sich China zur größten Industrienation der Welt entwickeln wird. Das
Land wächst gegenwärtig um 7 bis 8% jährlich. Auch Indiens Marktwirtschaft hat
sich in letzter Zeit rasant entwickelt. In beiden Ländern zusammen leben rund
2,5 Milliarden der Weltbevölkerung. Kein Wunder, daß sich China vehement im
UN-Sicherheitsrat gegen den einseitigen Irak-Krieg der USA ausgesprochen hat.
Chinas National Petroleum Company hatte nämlich lange versucht, sich die
größten Ölvorräte des Irak - vertraglich - zu sichern. Was Cheney 1999 wußte
In
einer Rede im International Petroleum Institute in London zeichnete Dick Cheney
Ende 1999 als damaliger Chef der weltgrößten Ölgesellschaft, Halliburton, vor
Insidern aus der Industrie ein Bild von Angebot und Nachfrage von Öl auf der
Welt. Cheney führte aus: „Einigen Schätzungen zufolge wird die weltweite
Nachfrage nach Öl in den kommenden Jahren jährlich um 2% ansteigen.
Gleichzeitig ist aber vorsichtigen Schätzungen zufolge ein elementarer Rückgang
der Förderung aus bestehenden Reserven zu verzeichnen.“ Cheney beendete seine
Rede mit einer besorgniserregenden Anmerkung: „Das bedeutet, daß wir bis 2010
weitere zusätzliche 50 Millionen Barrel pro Tag brauchen werden.“ Dies
entspricht der sechsfachen Menge der Förderung des heutigen Saudi-Arabiens.
Vielleicht
war es deshalb kein Zufall, daß Cheney als Vizepräsident als ersten bedeutenden
Posten den Vorsitz eines vom Präsidenten eingesetzten Sonderdezernats für
Energiefragen bekam. Denn Cheney kennt das Ausmaß des Energieproblems, mit dem
nicht nur die USA konfrontiert sind, sondern auch der Rest der Welt. Cheney
erwies sich auch als der treibende Falke der Bush-Administration im Irak-Krieg
zusammen mit Verteidigungsminister Rumsfeld. Es war auch Cheney, der immer
wieder auf einen Feldzug gegen den Irak gedrängt hatte, ganz gleich, ob die
Alliierten mitmachten oder nicht.
Wenn
man nun die Kenntnis über die globalen Ölreserven in Betracht zieht und ihre
Lage - und dies im Lichte der oben ausgeführten Analyse über die
„Höchstfördermenge“ der heute vorhandenen Ölförderung -, dann wird es klarer,
warum Cheney in Kauf genommen hat, mit der Besetzung der irakischen Ölfelder so
viel aufs Spiel zu setzen, was das Ansehen Amerikas bei den Alliierten und
anderen betrifft. Cheney ist bestens informiert über die Situation der globalen
Ölreserven, da er der frühere Generaldirektor von Halliburton, der weltgrößten
Ölfördergesellschaft, war.
Die
Achillesferse der USA?
Die
brennende Frage ist, woher wir die riesige fehlende Ölmenge bekommen sollen? In
dem Jahrzehnt von 1990 bis 2000 wurden 42 Milliarden Barrel an neuen Ölreserven
entdeckt. In der gleichen Zeit war ein weltweiter Verbrauch von 250 Milliarden
Barrel zu verzeichnen. In den letzten zwei Jahrzehnten sind nur drei riesige
Felder mit jeweils einer Milliarde Barrel entdeckt worden, in Norwegen, in
Kolumbien und in Brasilien. Auf jedem Feld werden nur 200 000 Barrel täglich
gefördert. Das ist weit weniger als die täglichen 50 Millionen Barrel, die die
Welt benötigen wird.
Ist
nun das Zeitalter von billigem, reichlich zur Verfügung stehendem Öl zu Ende?
Einer der wichtigsten Punkte in der Debatte um Washingtons Einmarsch in den
Irak ist die Frage, wieviel Öl zum derzeitigen Marktwert auf der Welt gefunden
werden muß. Die Debatte hat sich erstaunlich wenig mit diesem ökonomischen
Gesichtspunkt von enormer Bedeutung beschäftigt.
Folgt
man den Schätzungen von C. Campbell und K. Aleklett von der Universität
Uppsala, dann besitzen fünf Länder den größten Anteil des verbleibenden Öls auf
der Welt und könnten wahrscheinlich die Lücke schließen, wenn andere
Fördergebiete ihren Höhepunkt überschreiten. „Die fünf Hauptförderländer des
Nahen Ostens, nämlich Abu Dhabi, der Irak, der Iran, Kuwait und Saudi-Arabien
(einschließlich der Neutralen Zone), die ungefähr über die Hälfte des
verbleibenden Öls auf der Welt verfügen, können als flexible Produzenten die
Lücke füllen zwischen der weltweiten Nachfrage und dem, was andere Länder
fördern können...“[2]
Diese
fünf Staaten - der Irak, der Iran, Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten
Arabischen Emirate - verfügen auf Grund geologischer Gegebenheiten über die Öl-
und Gasreserven, die für das Wirtschaftswachstum der Welt lebensnotwendig sind.
In einem Artikel des Oil and Gas Journal vom 7. Januar 2002 schrieb A. S.
Bakhtiari von der staatlichen Ölgesellschaft: „Der Nahe Osten ist gleichzeitig
die geostrategischste Gegend auf dem Globus mit der bedeutendsten
Energieausbeute: Zwei Drittel der gesamten Rohölreserven konzentrieren sich auf
fünf Länder, die an den Persischen Golf angrenzen.“[3]
In
einem Aufsatz, der im November 2001 veröffentlicht wurde, schrieb der
bedeutende Geologe aus Princeton, Kenneth Deffeyes: „Die größte Frage wird
sein, in welchem Jahr die Ölförderung auf der Welt den Hubbert-Peak erreicht
und danach ständig zurückgeht. Sowohl die graphischen als auch die
Computeranalysen weisen das Jahr 2004 als das wahrscheinliche Jahr aus. Die
einzige größte Ungewißheit sind die enormen Reserven von Saudi-Arabien.“ [4]
Wenn
die Analyse über die Ölhöchstförderung richtig ist, dann liegt es auf der Hand,
warum Washington so viel riskiert, um den Irak zu kontrollieren und mit seinen
dortigen Militärbasen gleichzeitig auch die übrigen fünf ölreichsten Länder. Es
liegt nahe, daß Washington aus der Position einer fundamentalen strategischen
Schwäche operiert, nämlich der Energieknappheit, und nicht, wie man oft meint,
aus einer absoluten Stärke heraus. Die Energiefrage scheint die strategische
Achillesferse der USA zu sein, die sorgfältig kaschiert wird. Deshalb ist eine
offene und umfassende Debatte über das Problem der Höchstfördermenge dringend
erforderlich. o
* William Engdahl ist Autor des Buches „Mit der Ölwaffe zur Weltmacht“, Wiesbaden 2002, ISBN 3-98073782-9
[1] “The World‘s
Giant Oilfields“, Matthew R. Simmons, M. King Hubbert Center for Petroleum
Supply Studies, Colorado School of Mines, January 2002.
[2] Aleklett, K.
and Campbell, C.J., „The Peak and Decline of World Oil and Gas Production“,
veröffentlicht von der Association for the Study of Peak Oil and Gas,
www.asponews.org
[3] Bakhtiari,
A.M. Samsam, „2002 to see birth of New World Energy Order“, Oil and Gas
Journal, January 7, 2002.
[4] Deffeyes,
Kenneth S, „Peak of world oil production“, Paper no. 83-0,Geological Society of
America Annual Meeting, November 2001. gsa.confex.com.